Wie gut finden Menschen sich in der Welt der Gesundheitsinformationen zurecht?
Dieser Frage widmete sich die Tagung „Gesundheitskompetenz 2025 – Ein Blick zurück und nach vorn“ am 09. Oktober, veranstaltet von der Universität Bielefeld in Kooperation mit der Robert Bosch Stiftung.
Im Mittelpunkt stand die dritte Studie zur Gesundheitskompetenz in Deutschland (HLS-GER 3). Die Ergebnisse zeigen ein vorsichtig positives Bild: Insgesamt hat sich die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung leicht verbessert. 44 Prozent der Befragten verfügen über eine hohe Gesundheitskompetenz, das sind drei Prozentpunkte mehr als noch vor fünf Jahren.
Doch die Herausforderung bleibt bestehen: Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland tut sich weiterhin schwer, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und im Alltag anzuwenden.
Besonders alarmierend sind die deutlichen Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. Ältere Menschen, Personen mit mehreren chronischen Erkrankungen sowie Menschen mit geringem Bildungsniveau oder niedrigem sozialem Status sind besonders betroffen. Sie haben häufig Schwierigkeiten, sich im komplexen Gesundheitssystem zurechtzufinden oder digitale Gesundheitsinformationen sicher zu nutzen.
Kritisch bleibt vor allem die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen zu bewerten, etwa dann, wenn es um medizinische Entscheidungen oder die Einordnung digitaler Gesundheitsangebote geht.
Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Praxis waren sich auf der Tagung einig: Gesundheitskompetenz muss gezielt gestärkt werden. Dafür braucht es
- differenzierte Unterstützungsangebote für vulnerable Gruppen,
- verständliche und verlässliche Gesundheitsinformationen,
- eine gezielte Förderung der digitalen und navigationalen Gesundheitskompetenz
- sowie die feste Verankerung des Themas in Bildung, Prävention und Versorgungsstrukturen.
Ein gutes Beispiel aus der Praxis liefert das Programm INSEA aktiv, das in der Trägerschaft der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e. V. (DAG SHG) ist. Es richtet sich an chronisch erkrankte Erwachsene, ihre Angehörigen und Freund*innen. INSEA fördert Gesundheitswissen und Selbstmanagement und stärkt so die Gesundheitskompetenz im Sinne des Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz. Gleichzeitig baut das Programm Brücken in die Strukturen der Selbsthilfe und trägt damit dazu bei, dass aus Gesundheitswissen auch -handeln wird.
Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Universität Bielefeld, der Tagungsdokumentation der Robert-Bosch-Stiftung und der Internetseite des Deutschen Netzwerk Gesundheitskompetenz:
https://www.uni-bielefeld.de/fakultaeten/erziehungswissenschaft/izgk/forschung/hls-ger-3-1/
https://www.bosch-stiftung.de/de/veranstaltungen/gesundheitskompetenz-2025
