Pressemitteilung – 10 Jahre erfolgreiche Unterstützung des Selbstmanagements von Menschen mit chronischen Erkrankungen, und weiter geht es!
Das Selbstmanagement und das aktive Leben von Menschen mit chronischen Erkrankungen zu unterstützen – mit diesem Ziel wurde vor 10 Jahren an der Patientenuniversität der MHH eine neue Initiative mit Unterstützung der Barmer, der Robert Bosch Stiftung, der Careum Stiftung und der Selbsthilfekoordination Bayern gestartet.
Menschen mit körperlichen wie psychischen Erkrankungen sollten in einem speziellen, über 6 Wochen einmal wöchentlich stattfindenden Kurs gemeinsam mit anderen Betroffenen lernen, mit Schmerzen umzugehen, sich selbst zu motivieren oder ihr Selbstvertrauen im Umgang mit der Krankheit zu stärken. Das Neue und Besondere an den Kursen war und ist, dass sie auf einem wissenschaftlich geprüften Manual basieren, nicht auf einzelne Diagnosen beschränkt sind und von Menschen geleitet werden, die selbst von chronischer Erkrankung betroffen sind, sogenannten Peers. „Diese Faktoren waren für uns als Förderer besonders relevant. Wir wollen die Gesundheitsversorgung gezielt mit evidenzbasierten Ansätzen verbessern. Durch das diagnoseübergreifende Peer-Konzept ist das Programm darüber hinaus besonders zugänglich und patientenorientiert“, betont Susanne Melin vom Bosch Health Campus der Robert Bosch Stiftung. Der Bosch Health Campus vereint alle Institutionen und Förderaktivtäten der Robert Bosch Stiftung im Bereich Gesundheit und hat 2022 die Förderung der INSEA-Initiative übernommen.
Nach den ersten 10 Jahren ziehen die Verantwortlichen eine sehr positive Bilanz. Es ist gelungen, in 8 Bundesländern Kooperationspartner zu finden, die sich um die Verbreitung des Kurses in ihrer Region kümmern, mehr als 3.220 Menschen konnten bislang mit den Kursen erreicht werden, auch in der Pandemie war dies über Onlinekurse möglich. „Die systematische Befragung der Teilnehmenden zeigt, dass sich deren Selbstmanagementfähigkeiten und ihre Selbstwirksamkeit am Ende des Kurses deutlich verbessert haben, die Wirkung konnte auch nach 12 Monaten noch dokumentiert werden“, so Dr. Gabriele Seidel, die Leiterin der Nationalen Koordinierungsstelle und Verantwortliche für die Evaluation und Verbreitung der Kurse in Deutschland.
„Diese Erfolge sind maßgeblich auf das Engagement von 170 Personen bundesweit zurückzuführen, die die Durchführung der Kursleitung ehrenamtlich übernommen haben, für diese Zusammenarbeit sind wir sehr dankbar“, so Jens Krug von der BARMER. Als zentraler Akteur bei Fragen der Verstetigung des Programms auch über die erste, 10jährige Förderphase hinaus hat er maßgeblich daran mitgearbeitet, eine Struktur für die Weiterführung der für chronisch kranke Menschen so hilfreichen Kurse zu gestalten. „Es ist uns besonders wichtig, dass ein erfolgreiches Programm auch nach der Erprobung weitergeführt wird. Bereits in der ersten Phase war die Selbsthilfekoordination Bayern bei INSEA aktiv eingebunden. Dieses Engagement wird nun über die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Selbsthilfegruppen (DAG-SHG) ausgebaut und verstetigt“ führt Jens Krug weiter aus.
Ab Januar 2025 wird die DAG-SHG die Nationale Koordinierungsstelle übernehmen und von Berlin aus die Umsetzung von INSEA innerhalb und außerhalb der Selbsthilfe vorantreiben. „INSEA bietet chronisch kranken Menschen und deren Angehörigen sowie anderen Patientinnen und Patienten großes Potenzial. Angesichts der Zunahme chronischer Erkrankungen in Deutschland ist diese Form der Unterstützung unverzichtbar. Die Teilnehmenden lernen, besser mit ihrer Situation umzugehen und erleben die Kraft der Gemeinschaft, die sie auch nach dem sechswöchigen Kurs in Selbsthilfegruppen weiter vertiefen können.” erklärt Klaus Grothe-Bortlik, Vorstand der DAG SHG.
Am 16.10.2024 fand in Berlin die feierliche Übergabe des „Staffelstabs“ von der MHH zur DAG-SHG statt. Zahlreiche Kursleitungen, Projektverantwortliche und Expert:innen feierten dieses Ereignis in den Räumen der Robert Bosch Stiftung mit einer Tagung, zu der auch die Gründerin des Programms, Kate Lorig von der Stanford-Universität, zugeschaltet war. Kate Lorig wies in ihrem Beitrag darauf hin, dass sich die deutsche Initiative in guter Gesellschaft befindet – in mehr als 30 Ländern werden nach dem Konzept inzwischen Kurse durchgeführt, u.a. in den USA, England, Niederlanden, aber auch in China oder Australien.